Herausforderungen und Lösungsansätze für Praktikant*innen

Aus der Perspektive einer Karriere-Coach

Ein Praktikum bietet dir die Möglichkeit, dich persönlich weiterzuentwickeln und wertvolle Soft Skills zu erwerben. Um das Beste aus einem Praktikum herauszuholen, ist eine Kombination aus Proaktivität und Achtsamkeit entscheidend. Warte nicht darauf, dass dir Aufgaben zugewiesen werden, sondern suche aktiv nach Möglichkeiten, dich einzubringen und zu lernen. Stelle Fragen, fordere Feedback ein und sei bereit, zusätzliche Verantwortung zu übernehmen.

Gleichzeitig ist Achtsamkeit wichtig, um das Praktikum bewusst und reflektiert zu erleben. Erkenne und kommuniziere sowohl deine Fähigkeiten als auch deine Grenzen. Sei dir deiner eigenen Erwartungen, Stärken und Schwächen bewusst. Achte darauf, wie du auf Herausforderungen reagierst, und nutze diese Erkenntnisse, um dich weiterzuentwickeln. Achtsamkeit hilft dir auch, Stress zu bewältigen und ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und persönlichem Wohlbefinden zu finden.

In meiner Arbeit als Coach und Supervisorin habe ich viele Praktikant*innen begleitet und unterstützt. Dabei tauchen immer wieder ähnliche Anliegen auf, die ich in drei Themen zusammenfassen würde:

1. Überqualifikation und Erwartungsmanagement

Viele Praktikant*innen fühlen sich überqualifiziert für die Aufgaben, die ihnen zugewiesen werden. Gleichzeitig weichen die Erwartungen an die Praktikumsstelle oft von der Realität ab. Praktikant*innen erwarten möglicherweise anspruchsvollere oder relevantere Aufgaben. Das kann unangenehm und frustrierend sein.

MEIN TIPP: Jede Aufgabe bietet eine Lernmöglichkeit. Trau dich, nach zusätzlichen Projekten zu fragen und sprich offen über deine Erwartungen, bleib dabei aber flexibel.

2. Theorie vs. Praxis und Anpassung

Die akademische Ausbildung ist oft sehr theoretisch, was es schwierig macht, dieses Wissen in praktische Aufgaben umzusetzen. Zudem unterscheidet sich die Arbeitskultur stark von der akademischen Umgebung. Praktikant*innen müssen sich an neue Kommunikationsstile, Hierarchien und Arbeitsweisen gewöhnen. Ein weiteres häufiges Problem ist, dass sich Praktikant*innen oft nicht ernst genommen fühlen und sich nicht als vollwertige Arbeitskräfte akzeptiert und respektiert fühlen.

MEIN TIPP: Stell proaktiv Fragen, suche aktiv nach Möglichkeiten, theoretisches Wissen anzuwenden und bring dich aktiv ins Team ein, um die Arbeitskultur besser kennenzulernen. Fordere Respekt ein, indem du deine Aufgaben gewissenhaft erledigst und mit Fug und Recht deine Meinung einbringst – höflich, aber klar.

3. Zeitmanagement und Netzwerken

In der akademischen Welt sind Deadlines oft flexibler, während in der Arbeitswelt strikte Deadlines und ein schnelleres Arbeitstempo herrschen. Zudem kann das Knüpfen von beruflichen Kontakten eine Herausforderung sein, besonders für schüchterne oder introvertierte Praktikant*innen.

Mein Tipp: Nutze Techniken des Zeitmanagements wie Priorisierung und das Setzen von Deadlines. Nimm aktiv an Networking-Events teil und knüpfe regelmäßig neue Kontakte.

Ein Praktikum ist mehr als nur ein Eintrag im Lebenslauf – es ist eine wertvolle Gelegenheit zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung. Nutze diese Zeit, um deine Fähigkeiten zu schärfen, wertvolle Kontakte zu knüpfen und einen klaren Blick auf deine berufliche Zukunft zu gewinnen. Denke daran, dass jede Herausforderung eine Chance ist, zu wachsen und zu lernen. Indem du das Beste aus deinem Praktikum herausholst, legst du den Grundstein für eine erfolgreiche und erfüllende Karriere.

Diese Punkte solltest du in einem Praktikumsinserat beachten:

Sofern dort nicht alle Fragen beantwortet werden, frag spätestens beim Bewerbungsgespräch nach!

  • Handelt es sich um ein Pflichtpraktikum?
  • In welchem Zeitraum findet das Praktikum statt?
  • Sind die Aufgaben/Anforderungen klar definiert?
  • Was kann ich dort Neues lernen?
  • Werde ich eigenständig arbeiten, bei spannenden Tätigkeiten unterstützen oder nur administrative Aufgaben übernehmen?
  • Wie ist die Bezahlung und das Anstellungsverhältnis?
  • Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?
  • Kann das Praktikum zu einer Festanstellung führen?

Laura Jacqué
Karriereberaterin bei Uniport



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